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3. VERHALTEN

 

 

Bedeutung des Aussehens

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  Wozu sind die Rifffische bunt? -Tausend Tricks der Tarnung - Bedeutung der Farbe als Mittel der Tarnung - Spontaner Farbwechsel - Auflösung der Strukturen und Konturen - Falsche und richtige Augen - Mimese - Nachahmen von Form und Farbe - Tarnung und Verhalten - Maskerade - Warnen - Mimikry

 

  Im Meer gibt es zwei unterschiedliche Umgebungen, das Benthal und das Pelagial, die von den Tieren grundsätzlich verschiedene Anpassungen fordern, so auch hinsichtlich des Aussehens. Zum einen ist das offene Meer, eine riesige, eintönig blau gefärbte Umgebung. Auf der anderen Seite das Korallenriff, ein Gebiet mit vielen Strukturen, Mustern und Schattierungen.

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Wozu sind Rifffische bunt?

 

  Viele Rifffische sind bunt, manche sogar ausgesprochen plakatfarben. Farben funktionieren im innerartlichen Verkehr vielfach als Auslöser, das heisst als Signale, die dem Artgenossen etwas mitteilen und bei diesem eine Antwort auslösen. Solche auslösende Signale existieren nicht bloss in Form von Farb- und Zeichnungsmustern, auch Verhaltensweisen dienen als Signale. So zeigen etwa die Putzerfische und Putzergarnelen durch ein auffälliges Farbkleid, dass sie während des Putzens nicht gefressen werden sollten.

Gesichtssinn und Farbsignale sind von grösster Bedeutung für das Zusammenleben der meisten Rifffische. Unterschiedliche Farbmuster ermöglichen es jeder Art, sofort Artgenossen und deren soziale Stellung zu erkennen. Farbveränderungen ausgelöst durch ein gewisses Verhalten, Stimmungen (etwa bei der Balz oder Fortpflanzung) und bestimmte Positionen, vermitteln andern Fischen Signale, wie beim Menschen der Gesichtsausdruck.

Falterfisch (Chaetodon ephippium)

  Die nebeneinanderlebenden Arten der Falterfische (es gibt weltweit um die 100 verschiedene Arten) unterscheiden sich auffällig und unverwechselbar voneinander. Ihr Farbkleid signalisiert zunächst einmal Artzugehörigkeit. Männliche Falterfische greifen Fische der gleichen Art an, Falterfische mit einem andern Farbkleid lassen sie in Ruhe.

Auffällige Farben können auch als Warnung dienen. Giftige und wehrhafte Fische zeigen an, dass man sie besser nicht fressen soll.

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Tausend Tricks der Tarnung

Steinfisch (Synanceia verrucosa)

  Beim Begriff Tarnung geht es allgemein um eine Irreführung der Sinnesorgane. Da ist zuerst einmal das Auge, dann aber auch der Geruchssinn und das Gehör, die irregeleitet werden sollten. So ist etwa die Lautlosigkeit eine wichtige Voraussetzung, ohne die alle optischen Manöver wenig nützen - man denke etwa an die gutgetarnte Schlange, die sich lautlos anschleicht.

Grosse, kräftige und wehrhafte Tiere haben eine Tarnung weniger nötig als kleine, schwache und solche, die sich nicht schnell von der Stelle bewegen können. So sind Jungtiere oft bestens getarnt. Ebenso sind die Weibchen, die auf das Gelege oder Jungtiere aufpassen, meistens besser getarnt als die Männchen.

 

  Das heisst aber nicht, dass sich wehrhafte Tiere nicht auch tarnen. So hat der Steinfisch  eine ausgezeichnete Tarnung aber auch giftige Flossenstrahlen. Andere Tiere wiederum brauchen Lautlosigkeit, und Tarnung zum Überraschungsangriff auf ihre Beute.

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Bedeutung der Farbe als Mittel der Tarnung

 

  Farbe als Mittel zur Tarnung hat im Tierreich eine enorme Bedeutung. Grundsätzlich müssen wir zwischen Tieren unterscheiden, die ihre Färbung zeitlebens oder doch über längere Zeitdauer besitzen, und solchen, die ihre Farben innerhalb weniger Minuten oder gar Sekunden wechseln können.

Eine dauernd gleichbleibende Färbung in einer Farbe zahlt sich in einer Umgebung aus, die ebenfalls von ständig gleicher Farbe ist.

Das Meer ist ein Beispiel einer solchen Umgebung und viele seiner Bewohner sind von bläulich silbriger Farbe. Bei diesen Arten handelt es sich ausschliesslich um pelagische Fischarten, das heisst Fische des offenen Ozeans. Man denke an die Makrelen, Thunfische, Mantas, Barrakudas, und die Hornhechte. Dabei fällt auf, dass einige dieser Tiere eine blau-silbrige Oberseite und eine fast weisse Unterseite haben. Dies ist die perfekte Tarnung im offenen Ozean und beruht auf dem Prinzip der Gegenschattierung. Von oben bietet die Farbe einen Sichtschutz gegen Vögel und von unten sind sie gegen die helle Oberfläche ebenfalls nicht gut sichtbar.

Glasfisch
(Parapriacanthus r.)

Pygmy Sweeper (Golden Sweeper) - Parapriacanthus ransonneti - Goldener Glasfisch

Goldener Glasfisch - Parapriacanthus ransonneti

 

  Eine weitere Erscheinung, die bei wasserbewohnenden Tieren auftritt ist das fast vollständige Fehlen irgendwelcher Farben. Diese Tiere sind durchsichtig, fast wie das Wasser selbst. Das bekannteste Beispiel sind die Quallen aber auch Fische bedienen sich dieses Tricks, etwa die Glasfische, die in Schwärmen in Riffnähe leben. Der Glasfisch ist vollkommen durchsichtig, so dass sein Innenskelett sichtbar ist. Auch viele Kleinlebenwesen, die als Plankton schwebend im Wasser treiben, entbehren Farben und Pigmente.

Wenn man eine Abbildung von Korallenfischen betrachtet fällt auf, dass es relativ viele Fische gibt, die rot sind. Bei den rotgefärbten Arten handelt es sich ausschliesslich um nachtaktive Arten oder solchen, die in Höhlen leben. Wie jeder Taucher weiss, absorbiert Wasser Licht und zwar zuerst die Farbe Rot. Ein roter Fisch wird also ohne eine Lichtquelle als grau-blau wahrgenommen, für einen nachtaktiven Fisch bedeutet dies ein ausgezeichnete Tarnung. Dessen bedienen sich auch Fische, die sich in der Nacht vor Feinden verstecken wollen. Sie wechseln ihre Farbe zu rot oder grau. Typische rote Fische sind: Soldatenfische, Husarenfische, Juwelen- und Grossaugenbarsche, Kardinalfische (nachtaktiv) und Beilbäuche (Höhlenbewohner).

Diese Fische behalten ihre Färbung zeitlebens. Andere, allerdings nur wenige Arten wechseln ihre Farbe im Laufe ihrer Entwicklung vom Jungtier zum Erwachsenen.

Fortpflanzung und Entwicklung

Territorialverhalten

 

 

 

 

  Ein Beispiel, wie Jungtiere gänzlich anders als erwachsene Tiere aussehen, ist der Braune Bäumchenfisch. Das Jungtier ist bräunlich-grün mit einer schwarzen Zeichnung und ausgefransten Flossen. Das erwachsene Tier hat einen braunen Körper mit einem blauen Kopf und einer roten Brust. Das Jungtier ahmt driftende Algen und Seegras nach, eine Tarnung, die das erwachsene Tier nicht mehr benötigt.

Die Kaiserfische sind farblich sehr auffällig, der Imperator-Kaiserfisch ist beispielsweise blau-gelb gestreift. Hätten die Jungfische das gleiche Farbkkleid, würden sie von den Erwachsenen sofort als Rivalen erkannt, angegriffen und aus ihrem Revier vertrieben. Die Jungfische unterscheiden sich auffällig in Farbe und Muster vom erwachsenen Tier - sie sind blau-schwarz mit weissen konzentrischen Kreisen. Das erwachsene Tier erkennt den Jungfisch nicht als Fisch gleicher Art und somit Futterkonkurrent, und lässt ihn in Ruhe. Die Differenz in den Farben dienen den Jungtieren also als Schutz vor den Angriffen der Erwachsenen.

Makrelen (Caranx melampygus): blaue Färbung für offenes Meer

 

Bloch's Bigeye - Priacanthus blochii - Blochs Grossaugenbarsch

Blochs Grossaugenbarsch (Priacanthus blochii): rote Färbung

 

Igelqualle (Lobonema smithi): durchsichtig wie das Wasser

Bäumchenfisch (Novaculichthys taeniourus): sieht aus wie ein Blatt

Rockmover Wrasse (Dragon Wrasse) - Novaculichthys taeniourus - Brauner Bäumchenfisch Jungtier

Bäumchenfisch (Novaculichthys taeniourus): erwachsenes Tier

 

subadult Peacock Razorfish - Iniistius pavo (Xyrichtys pavo) - Blauer Schermesserfisch, fast erwachsen

Jungtier Blauer Schermesserfisch (Iniistius pavo): gleicht einem Blatt

Juvenile Zebra Batfish - Platax batavianus - Jungtier Buckelkopf Fledermausfisch

Jungtier Buckelkopf Fledermausfisch (Platax batavianus): sieht wie ein Federstern aus

Schaukelfisch (Taenianotus triacanthus): gleicht einem Blatt

 

Juvenile Circular Batfish - Platax orbicularis - Rundkopf Fledermausfisch Jungtier

Rundkopf Fledermausfisch (Platax orbicularis): wie ein welkes Blatt

Riesen Anglerfisch (Antennarius commersonii )

Riesen Anglerfisch (Antennarius commerson): sieht wie ein Schwamm aus.
www.frogfish.ch

 

Riesen Anglerfisch (Antennarius commersonii )

Riesen Anglerfisch (Antennarius commerson): sieht wie ein gelber Schwamm aus.
www.frogfish.ch

Riesen Anglerfisch (Antennarius commersonii )

Riesen Anglerfisch (Antennarius commerson): sieht wie ein Schwamm aus
www.frogfish.ch

Pomacanthus imperator - ganz frühe Färbung Jungtier

Pomacanthus imperator - Semi-adulter Imperator Kaiserfisch

Kaiserfisch (Pomacanthus imperator): das erwachsene Tier ist anders gefärbt als das Jungtier

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Spontaner Farbwechsel

 

  Bei andern Tieren findet ein spontaner Farbwechsel statt, der es den Tieren ermöglicht, sich in kürzester Frist, zum Teil innert Sekunden, ihrer jeweiligen Umgebung durch Veränderung der Körperfarbe anzupassen. Das bekannteste Beispiel auf dem Land ist das Chameleon, aber bei den Meerestieren gibt es auch Meister des Verwandelns.

Das Grundprinzip dieses Farbwechsels ist einfach: In der Haut der Tiere liegen, einzeln oder in Gruppen zusammengefasst, verzweigte Zellen, die Chromatophoren. In ihrer Mitte befindet sich das Farbzentrum und der Zellkern. Ist der Farbstoff in diesem Zentrum zusammengeballt, so wirkt der Tierkörper hell, verteilt sich der Farbstoff in die Verzweigungen, verdunkelt sich die Haut. Es lassen sich sogar mehrere Farben in einer Zelle nachweisen, die getrennt von einander wirksam werden können.

Einige Fische verändern in sekundenschnelle ihre Farbe, andere brauchen länger dazu. Der Nasendoktorfisch ist ein grauer Fisch, der sich zum Teil in Schwärmen im nahen Riffbereich aufhält. Um sich zu putzen zu lassen muss er im Riff eine Putzerstation aufsuchen. Nun verändert er blitzartig seine Farbe von Grau zu einem hellen Blau. Dadurch sind mögliche Parasiten auf seiner Haut perfekt sichtbar und so für den Putzerlippfisch oder die Putzergarnele sichtbar.

 

 

  Der Tintenfisch ist farblich immer bestens seiner Umgebung angepasst, denn er verändert in sekundenschnelle die Farbe und sogar die Oberflächenstruktur seiner Haut so, dass er einem unregelmässigen Stück Koralle oder Felsen gleicht. Seine Farbe ist auch Ausdruck von Erregung und Stimmung.

Beim Tintenfisch sind die Chromatophoren (Farbstoffträger) etwas anders gebaut. Ihre flachen Farbzellen enthalten gelbe, rote oder schwarze Farbstoffe. Am Rand jeder Zelle greifen winzig kleine Muskelfasern an, die, wenn sie sich zusammenziehen, die Zelle in die Breite zerren, so dass der Farbstoff über eine grössere Fläche verteilt wird. Erschlaffen die Muskelfasern, schnurrt die Zelle in die Ausgangslage zurück und konzentriert gleichzeitig den Farbstoff, was eine Aufhellung der Färbung bewirkt.

Bei Tieren, die im Sand leben finden wir als spezielle Anpassung vorwiegend die Farbe Grau. Aber die Flunder (und der Butt und die Seezunge) kann auch das Muster und die Farbe des Untergrundes auf ihrem Körper spiegeln. Bei feinem Sand ist das Farbmuster auf ihrer Haut feinkörnig, liegt sie auf grobem Schotter, so sind ihre Körpermuster grössere Flecken. Diese Anpassung vollzieht sich mit Hilfe der Chromatophoren in einem Zeitraum von 10-15 Minuten. Ausserdem benützen sie verschiedene Techniken, um keinen Schlagschatten zu erzeugen.

Pfauenaugen Butt (Bothus mancus) - weisse Färbung

Butt (Asterorhombus fijiensis) - graue Färbung

Chromatophoren einer Sepia

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Auflösung der Strukturen und Konturen

Pazifik Wimpelfisch - Heniochus chrysostomus

  Ein ausgezeichnetes Mittel zur Tarnung ist es, wenn es durch Farbe und Struktur gelingt die Körperkontur aufzulösen und ihn sozusagen in Einzelteile aufzugliedern. Zu diesem Zwecke finden wir bei vielen Meerestieren Musterungen und Zeichnungen, die mit ihren Strukturen auflösend wirken. Allerdings wirkt diese Art der Tarnung nur, wenn sich das Tier fast nicht bewegt oder wenn es sich in einer grossen Menge von gleichstrukturierten Artgenossen aufhält. So erkennt man in einem Schwarm von Wimpelfischen das einzelne Tier nur äusserst schwer, da sie alle schwarz-weiss gestreift sind.

 

  Auf den Seeanemonen leben viele kleine Putzergarnelen. Diese winzigen Tiere sind fast durchsichtig mit kleinen weissen Flecken auf dem Schwanz und auf der Seite. Sie sind durch diese Flecken auf den ersten Blick nicht mehr als zusammenhängender Krebskörper erkennbar. Diese Technik wird von allen Arten der Putzergarnelen, die auf den Anemonen leben angewendet, sie muss also erfolgreich sein.

Leben auf dem Nadelkissen

 

  Unter den Fischen finden wir bei sozusagen jeder Fischart Beispiele für diese Technik der Tarnung. Jeder Fisch, der senkrechte dunkle Streifen hat oder bei dem ein Teil des Körpers heller als der Rest ist, verwendet sie. So versteckt sich etwa der Seeigel-Schildbauch , die Schnepfenmesserfische, der Seeigel-Kardinalfisch und die gestreifte Seenadel bei Gefahr in den Stacheln des Diadem-Seeigels. Sie sind allesamt schwarz-weiss oder rot-weiss gestreift und daher sehr schlecht zu erkennen. Sogar kleine Sepias   flüchten zwischen die Stacheln und nehmen ebenfalls dieselbe Färbung an.

 

  Der Schlagschatten verrät selbst gut getarnte Tiere. Dies gilt vorallem für deckungsarme Gebiete wie Sandflächen. Viele Tiere vermeiden dies daher durch seitliche Abflachung des Körpers und einem möglichst flach auslaufenden Körperrand. Die Gestaltauflösung durch Aufhebung der plastischen Wirkung funktioniert beispielsweise bei den Flundern so, dass sie einen völlig flachen Körper besitzen und der Flossenrand gezackt ist. Dadurch wird der Umriss des Fisches undeutlich gemacht. Viele Bodentiere buddeln sich noch zur Hälfte im Sand ein, etwa die Sandaale, viele Krebse, Würmer und Seesterne.

 

 

  Steinfische und Teufelsfische sind nicht nur mit giftigen Stacheln bewehrt sondern auch noch ausgezeichnet getarnt. Sie graben sich im Sand oder Geröll ein bis nur noch die Augen herausschauen. So liegen sie bewegungslos auf der Lauer, bis ein Fisch oder eine Krabbe vorbeikommt. Dann reissen sie blitzschnell das Maul auf und saugen die Beute ein. Auf dem untenstehenden Foto sind drei Teufelsfische drauf! Aber auch einigen Tiere, die nicht giftig sind schwimmt durch extrem gute Tarnung die Beute praktisch vors Maul. Bei den Anglerfischen hilft hier zudem noch ein Köder, der kleine Fische anlockt.

Putzergarnelen (Ancylomenes sarasvati) sind fast durchsichtig

 

Wimpelfische im Schwarm (Heniochus acuminatus)

Schildbauch auf Federstern (Discotrema crinophila)

Reptilian snake eel - <em>Brachysomophis henshawi</em> - Reptilien- Schlangenaal

Brachysomophis henshawi - Reptilien- Schlangenaal

INFO - Himmelgucker-Sandaal (Brachysomophis cirrocheilos) ist im Sand fast nicht zu erkennen

 

INFO - 3 Steinfische (Synanceia horrida) sind auf diesem Bild versteckt

Broadclub cuttlefish - <em>Sepia latimanus</em> - Breitarm Sepia

Sepia latimanus - Breitarm Sepia mit Muster auf dem Körper

 

Broadclub cuttlefish - <em>Sepia latimanus</em> - Breitarm Sepia

Sepia latimanus - Breitarm Sepia mit Muster auf dem Körper

 

Broadclub cuttlefish - <em>Sepia latimanus</em> - Breitarm Sepia

Sepia latimanus - Breitarm Sepia mit Muster auf dem Körper

 

Broadclub cuttlefish - <em>Sepia latimanus</em> - Breitarm Sepia

Sepia latimanus - Breitarm Sepia mit Muster auf dem Körper

Broadclub cuttlefish - <em>Sepia latimanus</em> - Breitarm Sepia

Sepia latimanus - Breitarm Sepia mit Muster auf dem Körper

Broadclub cuttlefish - <em>Sepia latimanus</em> - Breitarm Sepia

Broadclub cuttlefish with flashing pattern - Sepia latimanus - Breitarm Sepia mit Muster auf dem Körper

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Falsche und richtige Augen

Jagdverhalten Fische

Jagdverhalten Niedere Tiere

  Das Auge kann am Körper eines Tieres äusserst verräterisch sein. Durch seine runde Form und glänzend-schwarze Farbe hebt es sich von seiner nächsten Umgebung ab. Etwas Rundes, Schwarzes, Glänzendes ist in der Natur ein seltenes Objekt. Raubfische müssen ihre Beute fixieren, dies können sie tun, indem sie sich auf das Auge konzentrieren. Fische können ihre Augen nicht schliessen und sie in dieser Weise tarnen, also müssen sie eine andere Technik verwenden.

Auch wenn ein Fisch noch so bunt ist, auch er möchte sein Auge vor einem Angriff schützen. Es ist deshalb oft entweder in einem dunklen Streifen (Fledermausfisch, Halfterfisch, Falterfisch) oder innerhalb von einem Tupfenmuster (Paddelbarsch, Netzmuräne, einige Süsslippen) versteckt. Durch diese Färbungs- und Strukturmuster ist das Auge einfach in die Körperumgebung mit einbezogen, es tritt demnach nicht mehr als Einzelobjekt in Erscheinung. Betrachtet man in einem Fischbuch die Tafeln mit allen Falterfischen der Welt, so erkennt man wie häufig diese Taktik angewendet wird. Die Färbung ändert sich zudem mit der Tageszeit. Viele Fische schwächen auf ihrer Haut die Farbkontraste während der Nacht ab.

Andere Fische wie der Krokodilsfisch haben schöne grau-blaue Augen, die wie mit Fetzen überzogen scheinen. Diese sind nur aus nächster Nähe als Augen erkennbar und damit sehr gut geschützt. Der Krokodilfisch lauert unbeweglich und fast unsichtbar auf dem Sand auf seine Beute.

Perljunker
(Julidini)

Pfauenaugen-Butt
(Bothus m.)

  Einige Fische tragen, meist auf ihrem Hinterteil, ein Muster, dass wie ein Auge aussieht (Perljunker, Pfauenaugen-Butt, Falterfisch). Diese Augen haben einerseits eine abschreckende Wirkung - der Fressfeind nimmt ein viel grösseres Tier mit grossen Augen wahr. Andererseits lenken Scheinaugen vom richtigen Auge ab. Das bedeutet, dass der Fressfeind seinen Angriff auf das weniger verletzliche Hinterteil des Tieres lenkt anstatt auf den Kopf.

Krabbenaugen-Grundel
(Signigobius b.)

 

  Dieses Auge taucht auch unvermittelt unter den Brustflossen der Drachenköpfe auf, wenn man sie verärgert. Diese riesigen "Augen" sind eine deutliche Warnung und schrecken seine Angreifer ab. Diesen Trick benützen auch kleine Fische, wie etwa die Krabbenaugen-Grundel. Grundeln sind Bodenbewohner und sie bewegen sich ruckartig vorwärts. Bei Bedrohung durch einen Fressfeind zeigt die Grundel plötzlich ihre "Scheinaugen". Dadurch ähnelt die einer grossen, sich seitwärts bewegenden wehrhaften Krabbe. Dass diese Taktik erfolgreich ist, zeigt, dass auch andere Grundeln ein oder zwei Scheinaugen auf ihren Rückenflossen tragen.
     

Halfterfisch (Zanclus cornutus): Auge im schwarzen Streifen versteckt

 

Kupferstreifen Pinzettfisch (Chelmon rostratus): Auge auf der Rückenflosse

 

Krabbenaugen-Grundel (Signigobius biocellatus): zwei Augen auf der Rückenflosse

 

Paddelbarsch (Cromileptes altivelis): viele Augen auf dem ganzen Körper

Jungtier Gelbbrauner Kofferfisch (Ostracion cubicus): viele Augen auf dem ganzen Körper

Randall's Wächtergrundel mit Augen auf den Flossen - Amblyeleotris randalli

 

Krokodilfisch-Auge (Eurycephalus carbunculus): fast nicht erkennbar

Plattkopf Detail gut getarntes Auge - Cociella punctata

 

Zwei gut getarnte Augen des Panter-Butts (Bothus pantherinus)

Twin spot Lionfish (Ocellated Lionfish) - Dendrochirus biocellatus - Pfauenaugen Zwergfeuerfisch

Pfauenaugen Zwergfeuerfisch (Dendrochirus biocellatus)

 

Twin spot Lionfish (Ocellated Lionfish) - Dendrochirus biocellatus - Pfauenaugen Zwergfeuerfisch

Zwei Ocelli auf dem Rücken lenken von den Augen am Kopf ab - Zwergfeuerfisch (Dendrochirus biocellatu)

Common Lionfish (Turkeyfish, Red Lionfish) - Pterois volitans - Pazifischer Rotfeuerfisch

Das Auge ist mit einem schwarzen Strich quer durch fast nicht erkennbar - Rotfeuerfisch (Pterois volitans)

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Mimese - Nachahmen von Form und Farbe

Mimese
Nachahmen der Umgebung bezüglich Form und Farbe

Zoomimese
Ähnlichkeit mit Tieren

Phytomimese
Ähnlichkeit mit Pflanzen

Allomimese
Ähnlichkeit mit leblosen Gegenständen als Schutztracht

 

Einige Tiere ahmen nicht nur die Farbe, sondern auch die exakte Form von andern Tieren oder Pflanzen nach. Dabei entwickeln sie allerlei skurrile Körperfortsätze und -formen.

Der Geisterpfeifenfisch  gehört zusammen mit den Seenadeln und Seepferdchen zur Familie der Pfeifenfische. Alle diese Tiere sind wahre Meister der Tarnung. Geisterpfeifenfische schwimmen (meist paarweise) kopfüber zwischen Feder- und Haarsternen, Hornkorallen oder Gorgonien. Seine bevorzugte Umgebung ahmt er auch perfekt in Farbe und Form nach, bis zu den federartigen Fortsätzen am ganzen Körper, die an die Federsterne erinnern. Sein Verwandter, der Seegras-Geisterpfeifenfisch, ahmt hingegen tote Gräser und Algen nach, denn er lebt in Seegraswiesen. Geisterpfeifenfische fliehen nicht vor ihren Feinden, sondern bewegen sich möglichst wenig und verlassen sich auf ihre perfekte Tarnung.

Ein anderes Tier, dass an Ort und Stelle verharrt ist die Samtschnecke. Diese etwa 5 cm grosse Schnecke sieht wie ein Stück schwarzer Schwamm aus. Sogar vermeintliche Ausströmungsöffnungen sind durch dunklere Flecken angetönt. Schwämme haben sehr wenige Fressfeinde. Davon profitiert auch die Samtschnecke.

 

  Auf den Peitschenkorallen lebt die Spindelkauri-Schnecke, die sowohl die Farbe, als auch die körnige Struktur und zum Teil auch die Struktur und Farbe der Polypen der Koralle nachgemacht hat. Auf den gleichen Korallen finden wir auch langezogene Gorgonien Garnelen , die durch ihre Form und Farbe völlig dem Aussehen der Korallen angepasst sind.

Auf Weichkorallen und Gorgonien leben die seltsamen Ei-Schnecken. Auf ihrem Mantel, den sie über ihr Gehäuse ausbreiten scheinen Korallenpolypen zu wachsen. Diese kleinen Schnecken sind von blossem Auge sozusagen nicht mehr zu erkennen, so gut sind sie getarnt.

Geisterpfeifenfisch (Solenostomus paradoxus): imitiert einen Federstern

 

Samtschnecke (Coriocella nigra): imitiert einen Schwamm

 

Spindelkauri / Eischnecke
(Aclyvolva lanceolata): imitiert Korallenpolypen

 

Garnele (Tozeuma armatum): imitiert Koralle

Ambon Skorpionfisch (Pteroidichthys amboinensis): imitiert Algen oder Seegras

Teufelsfisch (Inimicus didactylus): Imitiert Sand und Steine

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Tarnung und Verhalten

Sepia in Algen

  Der Tintenfisch liefert ein erstaunliches Beispiel, wie ein Tier seine Umgebung in Form und Farbe nachahmen kann, unterschützt durch entsprechendes Verhalten.

Die nebenstehende Abbildung zeigt eine kleine Sepia, die sich in treibenden Algen versteckt. Der Raubfisch, ein Barsch, sieht nur die durch die Wellen ausgelösten rhythmischen Bewegungen der Algen. Bei einer solchen Woge lässt sich die Sepia auch mittragen, wobei sie eine spezielle Körperhaltung einnimmt, bei der sie wie eine Alge aussieht. Sobald sie wieder auf dem Boden liegt, nimmt sie eine andere Färbung an, die ihr hilft, sich zu tarnen. Auf diese Weise bewegt sie sich sogar mit Hilfe der Wellen langsam vom Barsch weg.

 

 

 

Seegraswiesen

Seegras Feilenfisch perfekt im Seegras versteckt - Acreichthys tomentosus

  Der Feilenfisch  ist durch doppelte Anpassung - des Körpers und des Verhaltens - geschützt. Er kann die Farbe wechseln und seiner Meeresumwelt, etwa dem Seegras, anpassen. Zwischen Pflanzen stellt sich der Feilenfisch auf den Kopf und bewegt seine Flossen sanft. Tarnfarbe und welliges Schwanken lassen ihn wie das Blatt einer Pflanze erscheinen. Wird er trotzdem einmal von einem potentiellen Feind gestellt, so ist er zusätzlich durch giftige Stoffe in seinem Körper geschützt.
  Ein besonders raffiniertes getarntes Tier ist der Anglerfisch (die Skorpionfische zeigen ein ähnliches Verhalten). Wie sein Name sagt, trägt er oberhalb seines Maules einen Köder mit dem er angelt. Es ist ein Rückenflossenstrahl (illicium) mit dem Köder (esca), der je nach Art wie ein kleiner Fisch, eine Garnele oder ein Wurm aussieht. Gleichzeitig wird über den Köder eine chemische Verbindung abgegeben, die die Beutetiere anlockt. Der Anglerfisch sitzt gut getarnt und regungslos auf Schwämmen   oder Korallenstöcken und schwenkt den Köder hin und her. Schwimmt ein Fisch herbei und will den vermeintlichen Wurm schnappen, so reisst der Anglerfisch das Maul blitzschnell auf (innerhalb von 6 Millisekunden). Indem er den Unterkiefer senkt und gleichzeitig den Oberkiefer vorklappt weitet er seine Mundhöhle enorm, so das das Opfer von dem einströmenden Wasser mitgerissen wird (Saugfalle). Dies geschieht so schnell, dass Fische in der Nähe gar nichts davon merken. Der Anglerfisch kann Beute verschlucken, die grösser als er selber ist. Farblich und von der Struktur seiner Haut ist der Anglerfisch perfekt getarnt. Wechselt er den Standort, so kann er auch allmählich sein Farbkleid wechseln. Der Anglerfisch ist ein äusserst erfolgreicher Jäger. Setzt man einen Anglerfisch in ein Aquarium, so hat man nach kurzer Zeit ein leeres Aquarium und einen sehr satten Anglerfisch.

Seegras Feilenfisch (Acreichthys tomentosus) schmiegt sich an kleinen Schwamm

Giant frogfish - Antennarius commerson (commersonii) - Riesen Anglerfisch

INFO - Riesen Anglerfisch - Antennarius commerson

Zackenbarsch (Epinephelus merra), gut an Umgebung angepasst

Angriffsmimikry:
Aggressive Mimikry, die zum Angriff auf andere Tiere gebraucht wird

 

Saugfalle des Anglerfisches

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Maskerade

Dekorierkrabbe, mit Schwamm dekoriert

  Bisher war die Rede von Tieren, die sich durch Farben- und Strukturgebung tarnen. Noch seltsamer mutet einem die Dekorier-Spinnenkrabbe an. Diese hat viele hakenförmige Borsten am Rückenpanzer und an den Beinen, mit denen sie Teile von Algen, Schwämmen und Hydrozoen festhält. Die Krabbe ist perfekt getarnt und nur zu entdecken, wenn sie sich bewegt.

Die Granulierte Schwammkrabbe höhlt Stücke lebender Schwämme aus und hält diese mit ihrem fünften Beinpaar fest. Um dies zu bewerkstelligen muss sie oft wahre Akrobatik betreiben.


Achaeus mit Algen

Huenia heraldica mit Seegras

Einsiedlerkrebs mit Anemonen

Dekorier-Spinnenkrabbe (Camposcia retusa) mit Schwammstücken an den Beinen

Schwammkrabbe (Achaeus spinosus) mit Korallenstücken auf dem Rücken

Cyclocoeloma tuberculata: trägt zur Tarnung Anemonen herum

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Warnen

 

  Auffällige Farben können auch als Warnung dienen. Giftige und wehrhafte Fische zeigen an, dass man sie besser nicht fressen soll. Der giftige Rotfeuerfisch  schwimmt dem Taucher nicht davon, im Gegenteil, er plustert sich auf, indem er alle Flossen spreizt und mit seinen giftige Rückenstrahlen wedelt. Die weissen Säume der Rückenstrahlen gut zu zu erkennen. Der giftige Teufelsfisch zeigt zur Abschreckung die Innenssseiten seiner Brustflossen, die grell gelb gefärbt sind. Giftige Tiere werden deshalb auch von ungiftigen Tieren nachgeahmt (= Mimikry).

Viele Nacktschnecken  sind sehr bunt und schmecken scheusslich. Einige produzieren Säuren, andere scheiden Gifte ab, wieder andere borgen sich fremde Waffen aus. Sie ernähren sich von Nesseltieren und nehmen deren Nesselkapseln über ihr Verdauungssystem auf. Diese Kapseln integrieren sie dann auf ihrem Rücken in fingerartigen Fortsätzen. Diese sogenannten Cerata sind oft die buntesten Teile der Schnecke und ziehen die Aufmerksamkeit von Fressfeinden an, lenken aber sogleich vom Kopf der Schnecke ab. Ein Fisch, der in die Cerata hineinbeisst bekommt jedoch ein Maul voll Nesselgift. Er wird diese Schnecke mit ihrer Warntracht in Zukunft meiden! Die Schnecke hingegen kriecht unverletzt davon. Es gibt allerdings Krabben, die die Cerata sorgfältig abtrennen können und dann die Schnecke verspeisen.

Jagdverhalten Niedere Tiere

Pink-eared Mantis shrimp - Odontodactylus latirostris - Pink-Ohren Heuschreckenkrebs

  Der Fangschreckenkrebs (engl. Mantisshrimp) ist eine Augenweide. Sein Körper ist grün, aber seine Schwanzfächer sind innen blauumrandetet mit roten Fächern. Auf den Beinen trägt er eine ähnlich auffällige Musterung. Der Fangschreckenkrebs ist ein Räuber, er ernährt sich von Garnelen und Fischen. Mit seinen kräftigen Fangscheren kann er die Gehäuse seiner Beute wie mit einem Hammer aufschlagen (also nicht anfassen!). Zur Abschreckung zeigen die Krebse zunächst die Warnzeichen auf dem Schwanzfächer, dann schlagen sie mit dem muskulösen Hinterteil und dem scharfrandigen Schwanz. Andere Arten der selben Familie sitzen in Löchern und sind perfekt getarnt. (siehe Foto)

Verteidigungsstrategien

Midring Blue-Ringed Octopus - Hapalochlaena sp4 - Mittelring Blauring-Oktopus (Sulawesi)

 

Der Blauring-Oktopus (Gefleckte Krake) trägt leuchtend blaue Ringe auf seinem ganzen Körper und den Armen. Der Speichel dieses kleinen Kraken ist extrem giftig, so dass ein Biss einen Menschen lähmen oder sogar töten kann. Auch der Blauring-Oktopus kann sich ausgezeichnet tarnen, sein Farbkleid verblasst und verändert sich bei Bedarf, aber wenn er sich bedroht fühlt leuchten dem Feind die blauen Augen entgegen und signalisieren, dass er gefährlich ist.

Ein Kraken (Octopus mototi) aus Australien hat unterhalb der Augen je einen blauen Ring. Auch dieser Krake hat einen giftigen Biss. Wenn er die zwei Ringe aufleuchten lässt sieht das wie ein Paar Augen aus. (siehe Foto Blauringoktopus / Foto Octopus mototi)

Sohal Surgeonfish - Acanthurus sohal - Arabischer Doktorfisch

 

Während einige Fische am ganzen Körper Warnfarben tragen, konzentriert sich bei andern Fischen die Warnfarbe auf den gefährlichsten Teil des Körpers. Doktorfische haben am Schwanzansatz einen skalpellförmigen ausklappbaren Dorn, der messerscharf ist. Dieses "Doktormesser"

wird häufig farblich hervorgehoben. Bei Gefahr klappen sie die Dornen heraus und versuchen den Gegner mit Schwanzhieben zu verjagen, dabei können sie stark blutende Schnittwunden verursachen.

Es ist interessant, dass sich bei einigen Doktorfischen (etwa beim Ohrenfleck-Doktorfisch) die farbliche Warn-Zeichnung in der Nähe des Kopfes wiederholt. Er täuscht also einen zweiten wehrhaften Dorn in kopfnähe vor.

Rotfeuerfisch (Pterois volitans) ist giftig

Nacktschnecke (Flabellina rubrolineata) hat giftige Cerata (fadenförmige Fortsätze)

Teufelsfisch (Inimicus didactylus) ist giftig und warnt mit farbigen Brustflossen

 

Heuschrecken-Fangkrebs (Odontodactylus scyllarus) mit Warnfarben

Blauring-Oktopus (Hapalochlaena lunulata): sein Biss ist extrem giftig

Doktorfisch (Acanthurus mata) besitzt am Schwanzansatz scharfe Klingen

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Mimikry

Die Mimikry
Eine Form der Schutzanpassung: Nachahmung eines ungeniessbaren oder wehrhaften Vorbildes durch Signalfälschung

Batesische Mimikry:
Ein ungeschütztes Tier ahmt ein geschütztes (wehrhaftes) Tier nach

Müllersche Mimikry:
Mehrere geschützte (wehrhafte oder ungeniessbare) Tiere ähneln sich

 

Die Mimikry ist eine Schutzanpassung mit der sich verschiedene Tiere vor dem Tod durch Feinde bewahren können. Wenn einige Tiere mit ihren auffälligen Warnfarben signalisieren "Halt - ich bin gefährlich / ungeniessbar" so profitieren andere Tiere davon, indem sie diese Färbung nachmachen. Durch die Färbung senden auch sie das Warnsignal "Achtung, gefährlich / ungeniessbar" an potentionelle Feinde aus und werden so weniger oder gar nicht gefressen. (= Batesische Mimikry)

Aber auch für ein wehrhaftes Tier gilt, wenn mehrere Tiere die gleichen Warnfarben benützen, dass potentionelle Fressfeinde schnelle lernen, welche Tiere man besser in Ruhe lässt. (= Müllersche Mimikry)

Eines der giftigsten Meerestiere ist die Seeschlange. Sie kann etwa 15 mg Gift produzieren, wobei schon 1.5 mg genügen würden, um einen erwachsenen Menschen zu töten. Der Schlangenaal ist ein harmloses Tier, das Krebse und kleine Fische frisst. Der Ringel-Schlangenaal ahmt exakt die Warnfarben (schwarz-weiss gestreift) der Gelblippen- Seeschlange nach. Von Nahem gesehen können die zwei Tiere zwar unterschieden werden, die Schlange hat grosse Schuppen und einen paddelförmigen Schwanz. Aale haben keine Schuppen, eine lange Rückenflosse und Kiemen. Diese feinen Unterschiede kann jedoch ein Raubfisch nicht wahrnehmen und er wird den Schlangenaal in Ruhe lassen.

  Der Augenfleck-Mirakelbarsch ist ein Höhlenbewohner. Von ihm ist ein interessantes Verhalten bekannt. Wenn er sich bedroht fühlt, so steckt er seinen Kopf in ein Spalte oder Nische, so dass nur noch der Hinterteil herausragt. Er spreizt seine Schwanzflossen, bis sich seine Rücken- und Bauchflossen berühren. Gerade oberhalb des Schwanzansatzes ist ein heller Ring mit dunklem Kern, der an ein Auge erinnert.

Mit diesem Scheinauge und den weissen Punkten auf der Haut sieht der Hinterteil dieses Fisches wie der Kopf der gefährlichen Netzmuräne aus.

Gelblippen-Schlange (Laticauda colubrina) ist giftig

 

Muräne (Gymnothorax favagineus) ist bissig

Kugelfisch (Canthigaster valentini) ist ungeniessbar

Schlangenaal (Myrichthys columbrinus) imitiert die giftige Schlange

Augenfleck-Mirakelbarsch

Augenfleck-Mirakelbarsch (Calloplesiops altivelis) imitiert die Muräne (samt Auge)

Feilenfisch (Paraluteres prionurus) imitiert den Kugelfisch

Orient- und Schwarz-weisse Süsslippe
(Plectorhinchus)

Schwarzer- und Gelbaugen-Schnapper
(Macolor)

  Wo eine Mimikry stattfindet, lässt sich zum Teil Nachahmer und Nachgeahmter fast nicht unterscheiden. Ein solcher Fall liegt beim Schwarzsattel-Feilenfisch und dem Sattel-Spitzkopfkugelfisch vor. Der Feilenfisch ahmt den giftigen Kugelfisch in allen Details nach, dem Körperbau, den drei Sattelstreifen und dem gelben Schwanz. Der einzige Unterscheid ist der Stachel, den der Feilenfisch auf dem Kopf trägt. Da es noch zwei Kugelfischarten gibt, die einen solchen Sattel tragen, muss angenommen werden, dass diese Zeichnung von andern Fischen als Warnung verstanden wird und sie die drei Kugelfischarten samt Feilenfisch vor Fressfeinden schützt.
 

Eine erstaunliche Mimikry zwischen Tieren aus verschiedenen Tierstämmen finden wir zwischen den Jungtieren des Spitzmaul-Fledermausfisches, verschiedenen Süsslippen und Schnappern und den Plattwürmern. Plattwürmer sind giftig. Dies zeigen sie durch orange, weisse und schwarze Warnfarben. Die oben genannten Jungtiere sind farblich sehr ähnlich gezeichnet und sind im Gegensatz zur erwachsenen Form langsame Schwimmer. Der Jungfisch macht zudem leicht wedelnde Bewegungen. Dieses Erscheinungsbild entspricht genau dem des Plattwurms.

Putzersymbiose

 

Ein Beispiel für die Müllersche Mimikry sind die Pyjama-Schnecken. Diese farbenprächtigen Nacktschnecken gleichen einander und verwenden die gleichen Warnfarben (gelb, orange, weiss, schwarze Streifen) wie etwa die Warzenschnecken und die Plattwürmer.

Ein Beispiel für eine aggressive Mimikry, die nicht zum Schutz dient ist der Säbelzahnschleimfisch. Dieser Fisch ahmt den Putzerlippfisch genau in Färbung und Schwimmweise nach.

juveniler Fledermausfisch (Platax pinnatus) imitiert einen Plattwurm

 

Säbelzahnschleimfisch (Plagiotremus rhinorhynchos) imitiert den Putzerfisch, der sich allen Fischen nähern darf

Jungtier Süsslippe (Plectorhinchus chaetodonoides)

Plattwurm mit farbigem Rand (Pseudobiceros hymanae)

Putzerfisch (Labroides pectoralis)

Flatworms - Plattwürmer Strudelwürmer

Plattwurm mit Flecken (Pseudoceros lindae)

 

 
Einzelne Kapitel:

Wozu sind die Rifffische bunt? -Tausend Tricks der Tarnung - Bedeutung der Farbe als Mittel der Tarnung - Spontaner Farbwechsel - Auflösung der Strukturen und Konturen - Falsche und richtige Augen - Mimese - Nachahmen von Form und Farbe - Tarnung und Verhalten - Maskerade - Warnen - Mimikry

 

 
Einzelne Stichwörter:

Abschreckung - Ablenkung - Aggressive Mimikry - Allomimese - Angriffsmimikry - Auslöser - Balzfarben - Batesische Mimikry - Chromatophoren - durchsichtig - Entwicklung - gleichbleibende Färbung - Gegenschattierung - Gestaltauflösung - Irreführung - Köder - Lautlosigkeit - Müllersche Mimikry - Nachahmer - Phytomimese - Rote Farbe - Saugfalle - Scheinauge - Strukturen und Konturen - Warntracht - Zoomimese

 

 
Einzelne Tiere:

Augenfleck-Mirakelbarsch - Bäumchenfisch - Dekorier-Spinnenkrabbe - Eischnecken - Gelbaugen-Schnapper - Gelblippen-Seeschlange - Glasfisch - Granulierte Schwammkrabbe - Imperator-Kaiserfisch - Krabbenaugen-Grundel - Netzmuräne - Orientsüsslippe - Paddelbarsch - Perljunker - Pfauenaugen-Butt - Ringel-Schlangenaal - Samtschnecke - Sattel-Spitzkopfkugelfisch - Schwarzsattel-Feilenfisch - Spindelkauri

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