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> Korallenriff > Verhalten
> Symbiose |
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3. VERHALTEN |
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Symbiose - Lebensgemeinschaften |
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Top - End |
Zooxanthellen - Anemonen und Anemonenfische - Pistolenkrebs und Wächtergrundel - Putzersymbiose - Putzergarnelen - Schiffshalter - Seeigel - Quallen - Meeresschildkröte - Krebse - Eingeweidefisch - Blutsauger - Lebensgemeinschaft - Antibiose |
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Parasitismus: Kommensalismus: |
Nicht nur Artgenossen schliessen sich zu Gemeinschaften zusammen, sondern auch artverschiedene Tiere gehen recht unterschiedliche, interspezifische Bindungen ein. Hier spricht man im täglichen Sprachgebrauch von Symbiose und meint damit ein Zusammenleben auf partnerschaftlicher Ebene. Dieser Ausdruck umfasst aber streng genommen alle Formen von Vergesellschaftung (Soziation), vom Parasitismus über den Kommensalismus bis zum Mutualismus. Im Riff finden sich so grundverschiedene Lebewesen wie Fische, Krebse, Seeigel, Schnecken und Anemonen und viele mehr zu Lebensgemeinschaften zusammen. Die dabei zu beobachtenden Anpassungen hinsichtlich Form und Aussehen sind erstaunlich. So wohnt beispielsweise auf dem Seeigel eine Garnele, die einen dünnen, länglichen Körper hat, dazu ist sie noch schwarz und weiss längs gestreift. So ist die Garnele praktisch von Auge nicht sichtbar. Andere Tiere sind durchsichtig oder nehmen exakt Form und Farbe ihres Wirtes an. |
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Zooxanthellen, die kleinen Partner in den Zellen |
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Wenn man die Korallenstöcke, Anemonen und Schwämme ansieht, so herrscht eine bräunlich-grünliche Färbung vor. Die Ursache dafür sind die Zooxanthellen (verschiedene Symbiodinium Arten). Diese gelbbraune einzelligen Algen leben und vermehren sich in den Zellen der riffbildenden Korallen (aber auch in Kammerlingen, Schwämmen, Plattwürmern, Weichtieren (Muscheln), Hydroiden, einigen Quallen wie Cassiopeia sp.). Ein Korallenpolyp hat einen Zooxanthellenbestand von ca. 1 Million Algenzellen pro cm². Überzählige Algen werden jeweils abgestossen. Juvenile Korallen müssen zuerst mit den Zooxanthellen infiziert werden, hingegen geben lebendgebärende Korallenarten ihren Larven die Algenzellen schon mit. Bei der sogenannten Endosymbiose handelt es sich um die engste aller Symbioseformen. Algen und tierische Zellen stehen in einem regen Nährstoffaustausch. Verschiedene Produkte wie Zucker, Glyzerin und Aminosäuren werden von den Polypen übernommen und zum Teil in körpereigene Strukturen eingebaut. Zooxanthellen sind von immenser Bedeutung für das gesamte Korallenriff, denn ohne die zusätzlichen Nährungsstoffe, die sie erzeugen können viele Korallen nicht überleben. |
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Beim sogenannten Bleaching (ausbleichen) stossen die Korallen die mit ihnen in Gemeinschaft lebenden Zooxanthellen (und Zoochlorellen) ab. Mit den Zooxanthellen verliert die Koralle ihre Farbe. Es konnte beobachtet werden, dass Korallen ab Temperaturen von 29°C mit teilweisem Bleichen reagieren, ab 32°C werden alle Algen innert weniger Stunden abgestossen. Längerdauernde Erwärmungen der Ozeane können deshalb ganze Riffe gefährden. (siehe ) Zooxanthellen spielen zudem eine entscheidende Rolle bei der Kalkbildung (siehe riffbildende Lebewesen). |
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Anemonen und Anemonenfische |
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Die Anemonenfische
(auch Clownfische genannt) leben in enger Partnerschaft mit stark nesselnden
Seeanemonen (zehn
verschiedene Arten). Diese Aktinien sind das Zentrum des Lebensraumes
der kleinen Fische. Diese bewohnen die Anemonen in kleinen Gruppen und
schlafen sogar nachts im Magenraum der Wirte. Sie putzen nicht nur Schmutzteilchen
von den Anemonen, sondern vertreiben auch deren Feinde durch Anschwimmen,
warnende "Toktok"-Laute und Zurschaustellung
ihrer bunten Körper.
Bei dieser Symbiose profitieren beide Partner voneinander (= Mutalismus). Die Anemone bietet Schutz, der Anemonenfisch säubert und verteidigt die Anemone. Zum Grund, wie es der Anemonenfisch schafft, von der Seeanemone nicht genesselt zu werden, gibt es zwei Theorien,:einerseits, dass die Seeanemonen einen Schleim ausscheiden, der der Anemonenfisch am Körper verstreicht, andererseits, dass dem Fisch in seiner Haut biochemische Stoffe fehlen, die das Entladen der Nesselkapseln auslösen. Trennt man bei einem Experiment einen Anemonenfisch für einige Zeit von seiner Wirts-Anemone, so nähert er sich nur zögernd, denn trotz vorsichtiger Berührung nesseln ihn die Tentakeln. Nach einiger Zeit lässt das Nesseln nach und schliesslich badet er sich förmlich im Tentakelwald. Die Anemonen scheiden einen Schleim aus, der die Tentakeln davor schützt sich gegenseitig zu nesseln. Diesen Schleim nimmt der Fisch auf, während er sich in der Anemone wälzt. Andere Experimente scheinen zu zeigen, dass sowohl Anemone als auch Fisch aktiv zur Adaption beitragen. |
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In den Seeanemonen leben auch verschiedene kleine Garnelen in Symbiose. Bei Gefahr schmiegen sich die, abgesehen von einigen weissen Streifen und Flecken, glashellen Tiere, den Fangarmen der Wirtstiere so an, dass sie sich völlig im Untergrund verlieren. Sie fressen Abfallprodukte und entfernen allfällige Verunreinigungen. | ||||||||||
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Pistolenkrebs und Wächtergrundel |
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Auf Sandgründen
trifft man nicht selten auf Vertiefungen, die in Wohnröhren münden.
Diese werden paarweise von Pistolenkrebsen
(Knallkrebs, eigentlich eine Garnele) und Wächtergrundeln
bewohnt. Die Grundel liegt vor dem Loch, dann unduliert sie leicht mit
ihrem Schwanz. Der fast blinde Pistolenkrebs baggert inzwischen die
Wohnhöhle frei und hält mit seinen Antennen Kontakt mit dem Fisch. Kurze
schnelle Flossenbewegungen warnen den Krebs vor Gefahr und zeigen an,
dass sich der Fisch sofort fluchtartig zurückziehen wird. Der Krebs
flieht auf dieses Signal hin rückwärts in die Röhre und kommt erst wieder
heraus, wenn die Grundel mit weichen Schlängelbewegungen wieder entwarnt.
Grundel und Pistolenkrebs schützen sich gegenseitig (= Mutualismus): die Pistolenkrebse durch den Wohnröhrenbau, die Grundel den fast blinden Krebs durch das Warnsystem. Die Pistolen- oder Knallkrebs (Alpheidae) tragen mit sich eine wirksame Waffe herum - die grössere der beiden Scherenbeine ist die Knallschere. Zur Abwehr gegen Fressfeinde, etwa Fischen kann der Pistolenkrebs einen Wasserstrahl erzeugen und ihn bis zu 1.8m weit schiessen. Dieser Strahl ist sehr stark, dass er kleine Fische und Krebse sogar töten kann. Einige Knallkrebse benutzen sie daher auch zur Jagd und könne auch grössere Fische betäuben und erbeuten. Dabei erzeugt der Pistolenkrebs ein sehr lautes Geräusch - 150 bis 200 Dezibel - das ist etwa die Lautstärke eines startetenden Düsenjets! Damit ist er der grösste Krachmacher im Riff! Wenn man als Taucher unter Wasser kurz die Luft anhält hört man sogar manchmal das Knallen. (siehe andere Geräusche, die man unter Wasser hören kann) Die Muskeln in der Schere des Pistolenkrebses beschleunigen das Wasser auf eine Geschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern. Die Wassermoleküle um den Strahl herum werden dadurch kurzfristig auf fast 5000 Grad Celsius erhitzt! Es entsteht eine so genannte Kavitationsblase aus heissem Wasserdampf, die implosionsartig in sich zusammenfällt und den lauten Knall erzeugt.
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Putzersymbiose |
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Meerestiere sind oft von Parasiten befallen. Deshalb suchen
sie sogenannte Putzerstationen auf. Dies
sind Orte am Riff, an dem sich Putzerlippfische
(in der Karibik auch die Neongrundel und einige Riffbarsche) oder Putzergarnelen
aufhalten. Solche Putzerstationen werden von allen Fischen besucht,
so dass sie ein guter Ort sind, um diese in aller Ruhe zu beobachten.
Sogar Hochseefische, wie Mantas oder Adlerrochen
lassen sich dort putzen. Der Putzer entfernt Parasiten, Pilze, abgestorbene
Gewebe- und Hautfetzen und reinigt Wunden.
Die grösste Gefahr für diese Tiere ist, dass sie beim Putzen vom Wirt gefressen werden. Sowohl Putzerfische als auch Putzergarnelen signalisieren deshalb mit einem auffälligen Farbkleid und speziellen Bewegungen ihren "Beruf". Im Gegenzug geben säuberungsbedürftige Fische ihre Putzwilligkeit durch bestimmte Körperhaltungen zu verstehen. Sie stehen kopfüber, legen sich auf die Seite und verharren regungslos. Einige Fische wie der dunkle Nashorndoktorfisch wechseln sogar ihre Farbe, damit Parasiten besser auf der Haut zu erkennen sind. |
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Der Putzerlippfisch tanzt mit auffällig wippenden Bewegungen vor den Fischen auf und ab, spreizt dabei seine Schwanzflossen und wippt mit dem Hinterkörper in der Vertikalen auf und ab. Dadurch fordert er die Fische auf, das Maul oder die Kiemen zu öffnen. In der Tat sieht man Putzerlippfische, die gänzlich ins Maul von solch gefährlichen Räubern wie Zackenbarsche hineinschwimmen. Dieser schliesst sogar das Maul, sperrt es dann aber wieder ruckartig auf und signalisiert dadurch dem Putzerfisch, er solle das Maul wieder verlassen. Während der Putzer die Körperoberfläche des Wirtes absucht, betrillert er diesen mit seinen Bauchflossen. Der Wirt spürt den Fisch und hilft ihm bei der Körperpflege, indem er die Flossen stillhält oder die Kiemendeckel öffnet. | ||||||||||
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Hin und wieder fällt auf, dass die Wirtstiere, die eben noch mit abgespreizten Kiemendeckeln auf den Putzer gewartet haben, zurückzucken, wenn er sie berührt und dann fliehen. Auch der Putzer verhält sich seltsam. Zwar kommt er richtig wippend heran, aber dann stürzt er sich förmlich auf den Wirt und beisst ihn. Es ist der Säbelzahnschleimfisch. Er sieht farblich und auch von der Körperform her praktisch genau gleich aus wie der Putzerfisch, besitzt aber einen unterständigen Mund mit scharfen Zähnen (aggressive Mimikry). Damit stanzt er den Wirten ganze Stücke Haut aus. Da seine "Uniform" mit derjenigen der beliebten Putzerfische identisch ist, lassen ihn die Wirte ohne Argwohn heran. Aus diesem Grund versuchen richtige Putzerfische den Putzernachahmer zu vertreiben, wenn er in ihr Gebiet eindringt. | |||||||||||
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Garnelen als Putzer |
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Die Putzergarnele
lebt meist in Höhlen oder Überhängen (Putzerstationen) in grösseren
Gruppen. Die Garnelen verlassen erst dann ihren sicheren Aufenthaltsort,
wenn die Fische ihre Putzwilligkeit gezeigt haben, dann steigen sie
in Gruppen auf den Fisch hinüber. Während des Putzens wedelt sie auffällig
mit ihren Antennen und wiegt den Körper vor und zurück. Putzergarnelen
können mit ihren Scheren auch Zysten öffnen und in die Haut eingebohrte
Parasiten herausschälen.
Es gibt aus der Krebsgattung Periclimenes mehrere Garnelen, die auch Muscheln oder Seewalzen putzen und sogar eine Garnele, die paarweise auf der freischwimmenden Nacktschnecke, der "Spanischen Tänzerin" lebt. Diese Garnelen krallen sich auf dem weichen Körper fest. Auch ihre Färbung ist perfekt dem roten Kleid der Nacktschnecke angepasst. |
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Schiffshalter und Lotsenfische als Putzer |
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Der Schiffshalter
ist ein Fisch, der, oft in kleinen Gruppen, Haie, Mantas,
Rochen und Schildkröten begleitet, indem
er sich an deren Unterseite anheftet. Auf der breiten, abgeflachte Oberseite
seines Kopfes liegt eine Saugscheibe. Die Haftfähigkeit dieser umgebildeten
Rückenflosse ist so stark, dass man einen angesaugten Schiffhalter nur
schwer lösen kann. In ihrer Jugend sind die Schiffshalter zunächst freischwimmend.
Erst wenn sie eine bestimmte Grösse erreicht haben, beginnt die Phase
der Anheftung an tierische Träger. Sie betätigen sich als Putzer und befreien ihre Träger
von lästigen Parasiten, zum Beispiel Ruderkrebschen,
essen aber auch Reste von Haimahlzeiten oder etwa die Nachgeburt (bei
Walhaien).
Haie, Mantas und Walhaie werden meist von kleinen Schwärmen von Lotsenfischen begleitet. Auch diese Fische sind Putzer. Je nachdem, ob sie räuberische Haie oder die harmlosen Mantas begleiten, verhalten sie sich ganz verschieden. Bei räuberischen Arten schwimmen sie meist in der Höhe der Rücken- oder Bauchflossen, bei Mantas vorm Maul, in das sie bei Gefahr flüchten. |
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Leben auf dem Nadelkissen |
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Auflösung von Strukturen und Konturen (Siphamia versicolor) Schnepfenmesserfisch
(Stegopontonia commensalis)
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Seeigel,
diese Kugeln mit ihren vielen spitzigen Stacheln beherbergen eine Vielzahl
von kleinen Lebewesen und bieten Schutz für mehrere Arten von Fischen.
Unter den Seeigeln sind die wichtigsten Vergesellschaftungspartner die Diademseeigel. Sie haben besonders lange Stacheln. Kardinalfische bilden Verbände von 40-60 Tieren, die im flachen Wasser über kleinen Seeigelgruppen stehen. Bei Gefahr rücken sie enger zusammen, um schliesslich zwischen den Stacheln Schutz zu suchen. Sie orientieren sich dabei so, dass ihre schwarzen Längsstreifen parallel zu den Stacheln gerichtet sind. Bewegt sich der Seeigel, so begleiten ihn die Kardinalfische. Kardinalfische säubern den Seeigel, wenn dieser die Stacheln pyramidenförmig zusammenlegt. Die Schnepfenmesserfische und der Seeigel-Schildbauch sind ebenfalls bestens an den Aufenthalt zwischen den Seeigelstacheln angepasst. Beides sind langestreckte Fische mit einem langen röhrenförmigen Maul und sie stehen senkrecht mit dem Kopf nach unten zwischen den Stacheln. Der Messerfisch schwimmt auch sonst immer in dieser Haltung und wechselt nur in die übliche horizontale Stellung, wenn er erschreckt wird. Auch Seeigel mit Giftstacheln werden von Parasiten befallen. Eine Schneckenart hat einen speziellen Rüssel ausgebildet, mit dem sie die Körpersäfte der Lederseeigel saugt. Ausserdem wohnen noch viele verschiedene Garnelen, etwa die Periclimenes-Garnele auf den Seeigeln. Sie haben sich zum Teil völlig an das Leben zwischen den Stacheln angepasst, der Körper ist länglich geworden und sie verlassen ihren Wirt nicht mehr, sondern klammern sich regelmässig an die Stacheln. Man nimmt an, dass sie sich vom Schleim des Seeigels ernähren. Da einige Garnelen Warnfarben zeigen, ist es auch möglich, dass sie giftig sind, weil sie von den kleinen Ambulakralfüsschen der Seeigel fressen. Der Leierfisch ist ein kleiner Fisch, der im Aussehen den Grundeln gleicht und auf Geröll lebt. Er ist nicht extra den Seeigeln angepasst, sondern sucht nur Schutz unter seinen Stacheln. Dasselbe macht die Tanzgarnele. Nachts können ganze Gruppen beobachtet werden, die sich unter einem Seeigel verstecken, sie sind sternartig angeordnet, die Köpfe gegen aussen, die Hinterteile unter den Stacheln. Auch auf andern Stachelhäutern (Echinodermata) wohnen viele Tiere in Symbiose. Zum Beispiel auf den Haar- oder Federsternen. Wenn man sie etwas von der Nähe betrachtet findet man unter Umständen den Haarstern-Schildbauch (Discosoma srinophila) ein kleiner längsgestreifter Fisch oder die Federstern - Partnergarnele (Periclimenes sp.) und kleine Krebse (Allogalathea elegans). |
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Lebensgemeinschaften um die Quallen |
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Viele Quallen leben im offenen Meer. Man trifft sie aber auch in Riffnähe an und sie sind eine beliebte Nahrung für Fische und andere Tiere. Betrachtet man die Quallen von Nahem, so findet man häufig eine Gruppe kleiner Fische, die in ihren nesselnden Tentakeln schwimmen. Mehr als 20 Fischarten sollen mit Fahnenquallen und Wurzelmundquallen zusammenleben. Meist suchen Jungtiere Schutz unter oder in den Medussenschirmen. So etwa die Quallenfische (Nomeus gronovii , die Erntefische (Peprilus alepidotus) oder die Jungfische der Stachel-Makrele (Gnathanodon speciosus). Oft liegen die Vorteile ganz auf der Seite der Begleitfische, denn sie ernähren sich mit von der Beute der Quallen und auch hie und da von der Meduse selbst. Sie zeigen also parasitische Züge. Einige Fische, etwa die Stachelmakrele greift sogar Feinde der Qualle an und lotsen die Qualle mit Schnauzenstössen in die entgegengesetzte Richtung. Ausserdem frisst sie Schleimfahnen ab, die über die Mundöffnungen ausgeschieden werden. Gold-Makrelen wechseln zu einem grösseren Wirt, während sie wachsen und verlassen ihn ganz und ernähren sich später auch mal gerne von Quallen. Der Erntefisch frisst im Jungstadium nur den Mundschleim, später auch Teile des Schirmrandes: Als ausgewachsenes Tier frisst er schliesslich seinen früheren Partner, die Kompassqualle gänzlich auf. Die Fische sind nicht wie die Anemonenfische mit einer Schutzschicht aus Schleimsekreten vor den Nesselzellen ausgerüstet, scheinbar braucht es jedoch eine bis zu 10fache Menge des Nesselgiftes, um einen Begleitfisch wie den Quallenfisch zu töten. Sogar im Innern der Quallen leben Tiere wie etwa der schmarotzende Flohkrebs (Hyperiidae) oder die Larven von Langusten und knabbern unterwegs an ihrem Chauffeur. Der Kurzschwanzkrebs (Brachyura) wohnt in der Furchenqualle (Versuriga anadyomene) und lotst seine Qualle weg von Feinden, indem er wahrscheinlich die Schirmmuskulatur auf der einen Seite reizt, was ein Richtungswechsel bewirkt. |
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Krebse, die sich dekorieren |
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Eine seltsame Last tragen bodenlebende Kurzschwanzkrebse mit sich herum: auf ihren Rücken liegt eine Mangrovenqualle (engl. upside-down jellyfish - Cassiopea andromeda). Diese Qualle liegt sonst auf dem Rücken und saugt sich am sandigen Untergrund fest. In dieser Lage breitet sie ihre Mundarme aus und fächelt sich frisches Wasser und Nahrung zu. Ausserdem bezieht sie Nährstoffe von Algen, die ihn ihrem Körper leben. Die Mangrovenqualle gewinnt durch die Krabbe an Mobilität, die Krabbe schützt sich, indem er sich unter der Qualle versteckt. (= Mutualismus) Verschiedene Einsiedlerkrebse tragen auf ihrem Gehäuse stark nesselnde Anemonen. So schützen sie sich vor Tintenfischen und anderen Räubern und sind ausserdem sehr gut getarnt. Es wir vermutet, dass der Vorteil der Anemonen im häufigen Standortwechsel besteht und dass sie etwas von der Nahrung der Krebse abbekommen. Sicher ist, dass sie ihrerseits dem Krebs angepasst sind. Sie steigen auch ohne Hilfe auf das Gehäuse des Einsiedlerkrebses auf, andere Anemonen werden vom Krebs mit den Scheren gestreichelt und betrillert und so dazu gebracht, sich von der Unterlage zu lösen und auf die Schale überzusiedeln. Wechselt der Krebs sein Gehäuse, so "pflanzt" er auf die gleiche Weise seine Seeanemonen um. Es gibt Krebse (Z. Bsp. Eupagurus p.), die gar kein Gehäuse mehr tragen, sondern die Anemone (Adamsia p.) direkt auf ihrem Hinterleib ansiedeln. Die Krebse müssen gegen die Nesselkapseln immun sein oder sich ähnlich wie die Anemonenfische mit dem Schleim einreiben, man weiss dies noch nicht genau. Die Boxerkrabbe trägt immer in ihren Scheren je eine Anemone (oft Triactis producta). Die Scheren sind speziell angepasst und enthalten eine Dornenreihe an der Innenseite. Die Anemonen werden vorsichtig von ihrer Unterlage abgelöst und mit der Schere so in der Körpermitte ergriffen, dass die vollentfaltete Mundscheibe der Anemone nach vorne gerichtet ist. Bei feindlichen Angriffen richtet sich die Krabbe auf und streckt die nesselnden Anemonen dem Gegner entgegen oder sie verkriecht sich in einer Spalte und lässt nur die Anemonen blicken. |
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Meeresschildkröten mit Reiter |
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Nicht nur auf Quallen reiten Krebse, sondern auch auf Karettschildkröte (Caretta caretta). Die Columbus-Krabben (Planes minutus) verstecken sich unter dem Hinterende des Schildkrötenpanzers in zwei taschenartigen Hautfalten je zwischen Schwanzansatz und den Hinterbeinen. Diese Krabbe lebt sonst auch auf diversem Treibgut (Planken, Bojen etc.) wo sich auch mehrere Individuen aufhalten können. Auf der Meereschildkröte hat es nur wenig Platz so dass hier praktisch immer ein Paar lebt. Scheinbar bekommen Krabben auf Treibgut nur selten Nachkommen aber auf den Schildkröten können sie sich vermehren. Die Krabben fressen den Aufwuchs auf dem Panzer und helfen so mit, dass der Wasserwiderstand und damit der Energieverbrauch gesenkt wird. | |||||||||||
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Ein Fisch in den Eingeweiden |
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Entökie: Encheliophis homei und Encheliophis mourlani / Onuxodon margaritiferae |
In Seewalzen und Muscheln lebt als Parasit der schlanke, durchscheinende Eingeweide-Fisch. Während die Jungfische kopfvoran in die Seewalze einschlüpfen, haben erwachsene Fische eine besondere Methode entwickelt. Der Fisch prüft vorerst mit Hilfe seines Geruchssinnes die Seewalze und sucht die Afteröffnung, die er am ausströmenden Wasser erkennt. Er steckt zunächst die Schnauzenspitze in deren After und biegt seinen Körper so, dass die Schwanzspitze am Kopf vorbei in den After der Seewalze eindringt. Dann wartet er, wohl damit sich die Seewalze an den Reiz gewöhnt. Nach fünf bis dreissig Minuten schlüpft er dann zügig ein. Er verschwindet in deren Wasserlunge und dringt von dort in die Leibeshöhle ein, wo er als Parasit von den Geschlechtsdrüsen frisst. Die Fische sind bis zu 15 cm lang und es gibt Arten, die paarweise in einer Seewalze leben und diese sogar gegen Rivalen verteidigt. Die Wasserlunge eignet sich gut für Lebewesen, da sie ständig mit Frischwasser und damit auch mit Sauerstoff versorgt wird. So bewohnen auch Krebschen diese Körperhöhle und filtrieren mit Hilfe ihrerer Mundwerkzeuge den Atemwasserstrom ihres Wirtes. Sie schaden also nicht ihrem Wirt sondern profitieren nur von den günstigen Lebensbedingungen (=Kommensalismus). Ein fussballgrosser Schwamm filtriert täglich 3000 l Wasser und ist deshalb ein idealer Lebensraum für andere Tiere. Bei Untersuchungen wurden in einem grossen Schwamm 13'500 Bewohner gezählt, vor allem Pistolenkrebchen aber auch Schleimfische, Grundeln, kleine Seewalzen und Schlangensterne. |
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Blutsauger im Fischbereich |
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Lästige Untermieter sind bei
den Meeresbewohner keine Ausnahme. Typische Parasiten sind die kleinen Fischasseln,
die immer wieder auf der Haut verschiedener Fischarten anzutreffen sind.
Mit Hilfe von speziell zu Klammerbeinen umfunktionierten Füssen krallt
sich die Assel an der Fischhaut fest. Zum Fressen bohrt sie ihren Wirt
mit den zu einem kräftigen Stechrüssel umgebauten
Mundwerkzeug regelrecht an. Nun saugen sie vom Blut und der Gewebeflüssigkeit
des Fisches. Wenn sie im Verhältnis zu ihrem Wirt relativ gross sind
oder sich an stark behindernden Stellen festgekrallt haben, kann es
für den Fisch problematisch werden. Einige Arten lassen sich vollgefressen
wieder vom Wirt fallen und können dann bis zu 12 Monate von den Nahrungsreserven
leben. Andere Asseln wechseln gelegentlich den Wirt.
Ebenfalls zu den Krebsen gehören die Ruderkrebschen oder Fischflöhe. Sie huschen auf ihrem Wirt herum und ernähren sich von der eiweisshaltigen Schleimschicht auf der Haut. Putzerfische und Putzergarnelen helfen bei einem solchen Befall. Einige Tiere gehen während ihrer Entwicklung von der Larve zum ausgewachsenem Tier eine Phase durch, bei der sie Parasiten sind. |
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Antibiose |
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Antibiose: |
Die Antibiose wird durch Substanzen verursacht, die demgemäss
als Antibiotika bezeichnet werden. Marine
Bakterien produzieren
eine Reihe antibiotisch wirkende Substanzen. Diese werden während der
Wachstumsphase ins Meereswasser abgegeben und hemmen konkurrierende
Organismen in ihrer Ausbreitung. Auch zahlreiche Algen und Planktonorganismen
sondern solche Stoffe aus. Der Schwamm sondert Stoffe aus, die sich
gegen Bakterien und Pilze wenden aber auch solche, die etwa die Zellteilung
von Seeigel-Eier hemmen. Dadurch wird eine Besiedlung der Schwämme durch
diese Tiere verhindert.
Antibiose findet man bei praktisch allen Organismen, die ihre Oberfläche nicht mechanisch von Besiedlern freihalten können: Schwämme, Seescheiden, Seewalzen, Weichkorallen und Gorgonien. |
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Einzelne Kapitel:Symbiose - Anemonen und Anemonenfische -Pistolenkrebs und Wächtergrundel - Putzersymbiose - Putzergarnelen - Schiffshalter - Seeigel - Quallen - Meeresschildkröte - Krebse - Eingeweidefisch Blutsauger - Lebensgemeinschaft - Antibiose Einzelne Stichwörter:Anemonen betrillern - Antibiotika - Antibiose - Bakterien - Endosymbiose - Entökie - Kommensalismus - Mutualismus - Parasit - Parasitismus - Putzerstationen - Putzwilligkeit - Saugscheibe - Schleimschicht - Schutzfunktion - Stechrüssel - Untermieter - Soziation - Vergesellschaftung - Wasserlunge Einzelne Tiere:Anemonen - Anemonenfische - Boxerkrabbe - Columbus-Krabben - Eingeweidefisch - Fischasseln - Mangrovenqualle - Meeresschildkröte - Pistolenkrebs - Säbelzahnschleimfisch - Schiffshalter - Schnepfenmesserfisch - Seeigelfisch - Seeigelgarnele - Wächtergrundel - Zooxanthellen |
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Vorheriges Kapitel (Bedeutung des Aussehens)
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